Page 41 - Katalog Sigrid von Lintig 2020.indd
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des Licht- und Farbenspiels auf der Oberfläche macht es gleich- Oberfläche mehr. Die Wasseroberfläche ist aufgewühlt, da die
zeitig zart und lebendig. Formen zerfallen und entstehen neu, Schwimmer in Bewegung sind. Die Form der Schwimmer wiede-
aber immer abgewandelt. Die optischen Phänomene weisen uns rum ist verzerrt durch das Wasser. Die Schwimmer wirken durch
darauf hin, dass alles in Natur und Lebenswelt der Wandlung das Wasser schwerelos, was sich natürlich optisch, primär aber
unterworfen ist. Insofern begreife ich die Bilder nicht als einge- emotional auswirkt. Jeder kennt das Gefühl von Wasser „getra-
frorene Momente, sondern als Ausdruck einer ständig fortlau- gen“ zu werden. Das Licht im Schwimmbecken strahlt von unten,
fenden Zeit. so dass es aussieht, als ob die Schwimmer von innen leuchten
würden. Wie kam es zu der Zäsur zwischen den Bildserien?
Esther Niebel:
Bevor du angefangen hast, Menschen im Wasser zu malen, hast Sigrid von Lintig:
du über zehn Jahre Türme gemalt. Bei den Türmen handelt es sich Zwischen Türmen und Schwimmern lag noch die Serie der Still-
um Industrietürme von Bergabbaugebieten. Du bist in Duisburg leben. Ebenso großformatige Bilder, die auf den ersten Blick
geboren und der Tagebau hat dich von Kindheit an geprägt. Aber banale Gegenstände darstellten, wie das, was sich auf dem
auch Bergbautürme anderer Regionen scheinen dich fasziniert Frühstückstisch befindet. Dabei habe ich die zuvor entwickelte
zu haben. So steht einer der ersten Türme der Serie in Thürin- Monumentalisierung genutzt, um nun ein Stück Butter neben
gen. Es scheint dir um Bergbau, Großmaschinen, übermensch- einem Eierbecher zum Ereignis werden zu lassen. Die entschei-
liche Dimensionen als Kulturraum und als ästhetische Qualität dende Wirkung brachte allerdings erst die gemalte Unschärfe.
gegangen zu sein. Du hast dich in der Turm-Serie an Oberflächen Durch sie konnte ich mich über das Detail hinwegsetzen und den
abgearbeitet, daneben ging es dir um Materialität und Haptik der Blick öffnen für eine umfängliche Atmosphäre. In übersteigerter
Form. Auch bei den Schwimmern geht es um Ästhetik. Ich habe Farbigkeit erinnern die Stillleben etwas an Aurafotografien. Das
jedoch den Eindruck, dass sich dein thematisches Interesse von Aufgehen des Gegenstandes im Licht habe ich hier erprobt und
außen nach innen verlagert hat. Es gibt in dem Sinne gar keine es ist dann meine Brücke zur Serie der Schwimmer geworden.
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